Im Fall von Events mit der Größenordnung der Mai 2024 Stürme ist nur mit minimalen Auswirkungen im österreichischen Stromnetz zu rechnen, zum Beispiel werden die Betriebsgeräusche von Transformatoren lauter. Während des Muttertags Events wurden in Österreich keine spezifischen Maßnahmen getroffen. Die Reaktionen beschränkten sich auf das genaue Monitoring der Auswirkungen des Sonnensturms auf das Stromnetz. Dazu zählte unter anderem die Aufzeichnung der Sternpunktströme in acht österreichischen Umspannwerken. Dabei wurden für einige Minuten Gleichströme von etwa 25 A gemessen. Über mehrere Stunden hinweg traten an verschiedenen Stationen erhöhte Sternpunktströme auf. 

Bei einem Carrington-level Event ist mit deutlich stärkeren Auswirkungen auf das Stromnetz zu rechnen. Prognoserechnungen, welche nur die Auswirkungen auf das österreichische Übertragungsnetz betrachten, zeigen aber auch hier keine Gefährdung für die sichere und zuverlässige Energieversorgung, wenn das Netz nicht bereits durch hohe Stromflüsse oder Leitungsausfällen vorbelastet ist. Die durchgeführten Berechnungen enden aber bisher an den österreichischen Grenzen. Da ein Carrington Event aber das gesamte ENTSO-E Netz betreffen würde, sind für eine europäische Betrachtung und Gefährdungsanalyse weitere Berechnungen im europäischen Maßstab notwendig. 

 

Mögliche Maßnahmen

Während der Muttertagsstürme vom Mai 2024 wurden keine proaktiven Maßnahmen getroffen, aus netzbetrieblicher Sicht wurden die Effekte auf das Energiesystem nicht bemerkt.  Während der Stürme wurden die Auswirkungen auf Netz, wie Gleichströme, Power Quality und Gleichstromkompensation,  genau beobachtet und das Monitoring verstärkt.

Für starke Stürme werden derzeit angepasste Maßnahmen und Reaktionen entwickelt und auf deren Anwendbarkeit geprüft. Diese umfassen Schalthandlungen, Verschiebung von Abschaltungen und sicherstellen einer hohen Verfügbarkeit von allen Betriebsmitteln. Weitere vorbereitende Maßnahmen in Österreich wären beispielsweise die Reduktion von Transformatorsternpunkten bzw. eine angepasste Sternpunktsbehandlung in der Höchstspannungsebene. Durch das Zu- oder Abschalten von ansonsten standardmäßig geerdeten Sternpunkten kann der Einfluss geomagnetisch induzierter Gleichströme im Netz verringert werden. 

Derzeit wird eine weitere potenziell kostenneutrale Maßnahme für Österreich untersucht: die Auftrennung von Sammelschienenkupplungen, welche ebenfalls zur Reduktion geomagnetisch induzierter Gleichströme im Übertragungsnetz beitragen kann. Die Auftrennung der Kupplungen erhöht die Netzimpedanz, was in der Folge zur Verringerung der geomagnetisch induzierten Ströme (GICs) führen kann. Erste Simulationsergebnisse bestätigen diese Annahme.

Eine weitere Möglichkeit zur Reduzierung von GICs stellt die Abschaltung von Parallelleitungen dar – wie sie während des Sonnensturms im Mai 2024 in Neuseeland angewandt wurde. Dort führte diese Maßnahme im Vergleich zu Simulationen zu einer Reduktion der Gleichströme um fast 50 %. Im österreichischen bzw. im ENTSO-E-Netz ist diese Variante jedoch nicht direkt anwendbar.

 
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